Für ein sozialistisches Europa!

Die EU ist undemokratisch, militaristisch & neoliberal!

Die Europäische Union steckt in einer tiefen Struktur- und Legitimationskrise. Streitereien und Spannungen zwischen den Mitgliedsstaaten nehmen zu. Die etablierten Parteien und nationalen Regierungen versagen darin, stabile Verhältnisse aufrecht zu erhalten. Sie haben dem Vertrauensverlust in großen Teilen der Bevölkerung nichts entgegenzusetzen: Es ist ihre jahrzehntelange neoliberale Kürzungspolitik, die die soziale Lage insbesondere in den südeuropäischen Ländern (aber nicht nur dort) unerträglich hat werden lassen. Während Banken in der Krise gerettet und den Konzernen die Steueroasen auf dem Silbertablett serviert werden, stagnieren die Löhne bestenfalls und steigt der Druck auf Arbeitnehmer*innen und Jugendliche. Stattdessen rüstet der Staat massiv auf und das gilt nicht nur für die rechtspopulistischen Regierungen in Osteuropa. Durch Ausnahmezustände, wie in Frankreich, und/oder neue Gesetze, wie das deutsche PAG, werden demokratische Rechte beschnitten oder ganz eingestampft – unter dem Vorwand drohender Terrorgefahr. Allerdings richten solche Gesetze erstens nicht viel gegen Terrorist*innen aus und zweitens richten sie sich umgehend auch gegen Streiks und Proteste von unten. Dass die EU damit kein Problem hat, zeigte auch ihre Unterstützung für das brutale Vorgehen der zentralspanischen Behörden gegen das demokratische Referendum in Katalonien. Doch Aufrüstung findet nicht nur im Innern statt. Auch im internationalen Wettbewerb um Ressourcen und Einfluss stellt sich das selbsternannte „Friedensprojekt“ EU als gar nicht friedfertig heraus. Seit 2017 gibt es mit PESCO die Zusage von 25 Mitgliedsstaaten, u.a. Verteidigungs- und Rüstungsausgaben zu erhöhen und gemeinsame Rüstungsprojekte anzugehen. Die EU steht für Konzernpolitik, Aufrüstung und nicht zuletzt für Tote im Mittelmeer. Die humanitäre Katastrophe, die sich dort seit mittlerweile Jahren abspielt, entlarvt die geheuchelten und viel zitierten europäischen Werte. Über die Rolle der EU herrscht spätestens seit dem schmutzigen Deal mit Erdoğan kein Zweifel mehr. Sie behindert zivile Seenotrettung, zieht die Grenzen hoch und verantwortet durch ihre Politik die Toten. Allein 2018 über 2200 Menschen auf der Mittelmeer-Route.
Wir lassen uns von den sogenannten Errungenschaften der EU nicht blenden: Reisefreiheit besteht nur mit dem richtigen Pass und den nötigen finanziellen Mitteln. Abschaffung von Roaming-Gebühren oder Austauschprogramme für Studierende sind nett aber stehen in keinem Verhältnis zur Abschottung. Statt nationale Schranken abzubauen oder internationalistische Ideen zu stärken, hat die EU das genaue Gegenteil in den letzten Jahren erreicht. Rechte und rechtspopulistische Parteien gewinnen in zahlreichen Ländern Unterstützung und verbreiten nationalistisches Gift in der Bevölkerung. Sie nutzen vorhandene und berechtigte Unzufriedenheit mit den herrschenden Parteien für ihre spalterische Hetze. Die EU kann dem nichts entgegensetzen. Sie ist ein Projekt der europäischen Herrschenden zur Durchsetzung ihrer strategischen Interessen (insbesondere die Deutschlands und Frankreichs). Gegründet als Wirtschaftsgemeinschaft, das heißt als Projekt der europäischen Industriellen, hat sie immer die Interessen der Kapitalist*innen vertreten und nicht der Masse der Bevölkerung. Der Lissabonvertrag enthält ein Aufrüstungsgebot sowie das Bekenntnis zum freien Wettbewerb auf dem Markt, sodass Verstaatlichungen selbst wichtiger öffentlicher Dienstleistungen im großen Stil illegalisiert werden. EU-Rechtssprechung soll Privatisierungen und Lohndrückerei durchsetzen. Dabei gibt es kaum demokratische Kontrollmöglichkeiten: Die Europäische Kommission, die den EU-Haushalt umsetzt und als einzige europäische Institution Gesetzesvorschläge einbringen darf, wird von den nationalen Regierungen eingesetzt und nicht gewählt. Das EU-Parlament darf diese nur als Ganzes bestätigen oder ablehnen. Die ca. 750 Parlamentsabgeordneten sitzen zudem weit entfernt von den Menschen, die sie gewählt haben – dafür umso näher an den geschätzt 25.000 Lobbyist*innen in Brüssel, die mit einem Jahresbudget von 1,5 Milliarden Euro die Interessen des Kapitals sichern.
Die EU ist kein progressives oder friedenssicherndes Projekt, auf welches wir vertrauen. In antirassistischen Bewegungen wie der Seebrücke setzen wir uns deshalb für die Abschaffung von FRONTEX und ein Bleiberecht für Alle ein. Wir sagen Nein zum Europa der Aufrüstung und fordern den sofortigen Stopp von Waffenexporten und Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Wir solidarisieren uns mit den sozialen Kämpfen in Frankreich, Spanien und anderen Ländern als Teil des europaweiten Widerstands gegen Privatisierungen und Sozialabbau.
Die EU ist im Kern pro-kapitalistisch und unreformierbar – bei realen Kämpfen und Bewegungen steht sie auf der anderen Seite. Als Sozialist*innen nutzen wir jede Plattform, um unsere Ideen zu verbreiten und soziale Kämpfe sichtbar zu machen. Deswegen setzen wir uns für ein starkes Ergebnis der LINKEN im Europawahlkampf ein und fordern die Abgeordneten der LINKEN auf, die Bühne zu nutzen um klassenkämpferische Ideen zu verbreiten und sich nicht in Reformismus zu
verlieren. Gleichzeitig haben wir aber eine politische Alternative zur Europäischen Union. Anders als die Rechten wollen wir kein Zurück zum kapitalistischen Nationalstaat weil wir die Grenze nicht zwischen den Völkern sondern zwischen Oben und Unten sehen. Unser Alternative ist eine demokratische, sozialistische Föderation gleichberechtigter, europäischer Staaten auf freiwilliger Basis. Das bedeutet europaweit die Verstaatlichung der Banken und Großkonzerne unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung und die Einführung einer demokratisch geplanten Wirtschaftsweise nach den Bedürfnissen der Menschen. Eine solche Föderation würde Frieden und Wohlstand für Alle statt Profite der Banken und Konzerne sichern.

Dieser Text wurde auf unserer Landesvollversammlung am 2.3.2019 in Bochum beschlossen.