November 1918: Revolution in Deutschland

Heute jährt sich der Beginn der Novemberrevolution zum hundertsten mal. Ausgehend vom Kieler Matrosenaufstand brach in ganz Deutschland eine revolutionäre Welle aus. Es kam zu Streiks und Demonstrationen, Soldaten weigerten sie weiter zu kämpfen, Rathäuser und Fabriken wurden besetzt und im ganzen Land bildeten sich Arbeiter*innen- und Soldatenräte, die das gesellschaftliche Leben von unten verwalteten. Am 9. November rief die USPD, eine linke Abspaltung der SPD, die gegen die sich gegen die Burgfriedenspolitik der SPD stellte, zum Generalstreik auf. Hunderttausende strömten auf die Straße. Der Kaiser musste zurücktreten und der Krieg war beendet.

Aber wie sollte es weitergehen? Während Philip Scheidemann von der SPD, die mit Unterstützung der alten Militärs die Regierung im Reich übernommen hatte, die deutsche Republik proklamierte, rief Karl Liebknecht vom Spartakusbund, den radikalsten Kriegsgegner*innen und Internationalist*innen, die sozialistische Republik aus. Während die SPD den bürgerlichen Staat retten wollte, war das Ziel des Spartakusbundes, aus dem später die Kommunistische Partei Deutschlands werden sollte, die Ursache des Krieges und des Elends abzuschaffen: Den Kapitalismus. Sie wollten die alten Eliten aus Justiz und Staatsapparat entfernen, das Militär demokratisieren und die Wirtschaft sozialisieren, d. h. unter demokratische Kontrolle der Beschäftigten stellen. Ihr Ziel war eine Gesellschaft in der die Mehrheit der Menschen über Politik und Wirtschaft bestimmen, in der die Menschen demokratisch in Räten organisiert sind, wo Politiker*innen nicht mehr verdienen als ein Arbeiterdurchschnittslohn und jederzeit wähl- und abwählbar sind – eine sozialistische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Dass das möglich ist, zeigt die Novemberrevolution selbst. Innerhalb kürzester Zeit brach der ganze monarchistische Staat zusammen, und die Arbeiter*innen und Soldaten fingen von selbst an, dass Leben zu organisieren. In Räten wurden aktuelle Probleme diskutiert und Verwaltungsaufgaben diskutiert, große Teile der Wirtschaft liefen ohne die Bosse weiter, kontrolliert von den Arbeiter*innen. Aber es entstand eine Doppelherrschaft. Auf der einen Seite die parlamentarische Regierung und die Reste des alten Apparats und auf der Anderen die neue entstandenen Räte. Der von der SPD dominierte Rat der Volksbeauftragen hatte das Ziel die Rätemacht so schnell wie möglich zu beenden, statt zu festigen. Innerhalb der Arbeiter*innenbewegung herrschte noch Unklarheit wie es weiter gehen soll. Die USPD war sich uneins, was die genauen Ziele sind, obwohl sich ihre Basis immer weiter radikalisierte, und der Spartakusbund war noch eine kleine Truppe, die abseits von Reden und Propaganda wenig in die Bewegung eingreifen konnte. Der Revolution fehlte eine revolutionäre Führung und eine marxistische Massenkraft.

In der Folge kam es in Berlin und ganz Deutschland immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen. Die SPD wollte die Revolution von oben beenden, indem sie sich an die Spitze der Bewegung stellte, um sie so zu bremsen. Nachdem sie den Reichsrätekongress überzeugten, sich quasi selbst zu entmachten und eine parlamentarische Republik zu errichten, gingen sie mit diktatorischer Gewalt und gestützt auf monarchistischen Soldatenverbänden auf die Arbeiter*innenbewegung los. Mit Gewalt wurden Räte aufgelöst, Betriebsbesetzungen beendet. Schon seit Wochen wurde gegen den Spartakusbund und andere radikale Kräfte gehetzt, die einen sozialistischen Versuch wagten. Die Hetze fand ihren Höhepunkt in der grausamen Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, den beiden größten Anführer*innen der deutschen Arbeiterklasse.

Doch die Revolution war damit noch nicht vorbei. Bis 1923 eröffnete sich ein revolutionärer Prozess, in dem die deutsche Arbeiter*innenklasse um die Macht kämpfte. Die Kommunistische Partei Deutschlands wurde zu einer Massenkraft mit hunderttausenden aktiven Mitgliedern und Millionen von Wähler*innenstimmen. Immer wieder kam es zu Generalstreiks, bewaffneten Aufständen und der Entstehung von Räterepubliken. Aber am Ende konnte sich das Kapital retten.

Die Novemberrevolution hat bewiesen, dass eine Revolution in Deutschland möglich ist und die sozialistische Veränderung ist auch heute unser Ziel. Die Weltwirtschaftskrise 2007/08 hat gezeigt, dass der Kapitalismus nicht lebensfähig ist und keine Antworten auf die Probleme der Menschheit hat. Der arabische Frühling und die Massenmobilisierungen und Generalstreiks in verschiedenen europäischen Ländern machen deutlich, dass Revolutionen wieder an Aktualität gewinnen.

Wir wollen Ausbeutung und Unterdrückung beenden und allen Menschen ein gutes Leben bieten. Wir wollen die Macht der Bonzen brechen und eine Gesellschaft errichten in der die Mehrheit der Menschen über Politik und Wirtschaft bestimmen. Dieses Ziel kommt nicht von alleine. Dafür müssen wir uns zusammentun und organisieren und schon jetzt für jede Verbesserung kämpfen. Die Geschichte zeigt uns, dass wir eine große Organisation sein müssen, die sich mit den Massen verbindet und weiß wo sie hin will. Wir müssen die Erinnerung an die Novemberrevolution bewahren und die wissenschaftliche Theorie des Marxismus in die gesamte Arbeiter*innenbewegung tragen, damit die nächste Revolution von Erfolg gekrönt ist.

„Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird – leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!“ – Karl Liebknecht

„Eure „Ordnung“ ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon „rasselnd wieder in die Höh’ richten“ und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!“ – Rosa Luxemburg