Alles gutes zum Geburtstag, Clara Zetkin!

Alles gutes zum Geburtstag, Clara Zetkin!

„Diese Herren meinten, das Proletariat könne vor der Eroberung der politischen Macht durch Arbeiterschutz etc. den Kapitalismus aushöhlen. Meiner Meinung nach kommt jedoch alles, was man als „Sozialreform“ zusammenfasst, nicht in Betracht, um den Kapitalismus auszuhöhlen.“
– Clara Zetkin, „Über die internationale Bedeutung der russischen Revolution“, 1922

Am 5. Juli 1857 wurde Clara Zetkin, die als sozialistische Kämpferin und Mitbegründerin des internationalen Frauenkampftages in die Geschichte einging, geboren. Schon in ihrer Jugend politisierte sie sich. Mit 17 nahm sie an ersten Diskussionen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins teil und kam in Kontakt mit der Sozialdemokratie. 1878 trat sie der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) bei, die 1890 in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand die SPD mehrheitlich für eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft, die Überwindung des Kapitalismus und den Kampf für den Sozialismus. Fast 40 Jahre verblieb Clara Mitglied; sie kämpfte dort für das revolutionäre Programm und korrekte Positionen bezüglich der Frauenfrage.

In dieser Zeit entwickelte sich in der SPD die reformistische Strömung des Revisionismus. Dieser verneinte die Notwendigkeit, den Sozialismus durch eine Revolution zu erreichen, und setzte darauf, durch Reformen Stück für Stück den Kapitalismus in Sozialismus umzuwandeln. Revolutionär:innen wie Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und viele andere bekämpften diese Strömung entschieden. Clara erkannte, dass die sozialen Zugeständnisse der Bourgeoisie nichts waren, auf was sich die Arbeiter:innenklasse verlassen kann – und ganz sicher kein Weg zum Sozialismus. Im Gegenteil: Sie seien ein Mittel, um kapitalistische Klassenherrschaft zu sichern. Mit einer klaren Klassenposition begrüßte sie die russische Revolution und die Bildung der Sowjetunion. Dazu merkte sie an: „Nach der Eroberung der politischen Macht, in der starken Faust des Proletariats gewinnt die Sozialreform eine andere Bedeutung. Sie ist ein Mittel, die Wirtschaft und Gesellschaft in der Richtung zum Kommunismus umzuwälzen.“ („Über die internationale Bedeutung der russischen Revolution“, 1922). Doch dafür ist eine Revolution notwendig; in Russland war es so weit.

Der Augenblick der Wahrheit für die deutsche Sozialdemokratie kam 1918, als die Revolution Deutschland erreichte. Clara hielt an der revolutionären Veränderung fest. Sie wollte, dass Deutschland in die Fußstapfen der Sowjetunion tritt und ein Arbeiter:innenstaat wird. Doch in der Führung der SPD hatten bereits die revisionistischen Tendenzen gesiegt und sie zeigten ihr wahres Gesicht: Scheidemann, Noske und Ebert schlossen sich der Konterrevolution an und schlugen im Bunde mit den faschistischen Freikorps die rebellierende Arbeiter:innenklasse blutig nieder – ein zweiter brutaler Verrat an der Arbeiter:innenklasse Deutschlands; nur wenige Jahre zuvor hat die Spitze der SPD mit ihrer Zustimmung zu den Kriegskrediten Millionen in das Gemetzel des Ersten Weltkriegs geschickt.

Als Schlussfolgerung gründeten Revolutionäre 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands, der Clara ebenfalls beitrat. Für die KPD war sie 13 Jahre lang eine Abgeordnete im Reichstag und kämpfte dort gegen Krise, Imperialismus und den Kapitalismus. Kurz nach der Machtübertragung an die Faschisten floh sie in die Sowjetunion, wo sie am 20. Juni 1933 verstarb.

Clara Zetkin ist vor allem als Kämpferin für Frauenrechte bekannt – und das zur Recht. Ihre Beiträge zum sozialistischen Kampf gegen Frauenunterdrückung sind wichtig. Der Kern ihrer Ausführung ist: Die Frage der Frauenemanzipation sei keine abstrakte, isolierte Frage, sondern ein Teil der sozialen Fragen. Frauenunterdrückung könne nicht im Kapitalismus überwunden werden – die Frau kann erst von der Pflicht der Familie und des Haushaltes befreit werden, wenn die Arbeiter:innenklasse von der Klassenherrschaft befreit wird. Damit verknüpfte sie den Kampf für Frauenbefreiung mit dem Kampf für den Sozialismus und verdeutlichte die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes aller Arbeitenden gegen die Bourgeoisie: „Es gibt also einen wirklichen Gegensatz zwischen den Interessen der Arbeiter und der Arbeiterinnen nicht; sehr wohl aber existiert ein unversöhnlicher Gegensatz zwischen den Interessen des Kapitals und denen der Arbeit.“ („Für die Befreiung der Frau!“, 1889)

Aber man darf ihre Errungenschaften nicht darauf reduzieren! Sie war eine ehrliche, mutige und unnachgiebige Revolutionäre und Marxistin, die alle Fragen von einer Klassenposition aus beantwortete. Als entschiedenes Mitglied kämpfte sie gegen revisionistische Tendenzen in der SPD und trug dazu bei, das Wesen des Reformismus zu erklären. Sie kämpfte tapfer gegen den aufsteigenden Faschismus und widersetzte sich bis zum Ende der sektiererischen, stalinistischen „Sozialfaschismusthese“, die eine Einheitsfront gegen den Faschismus verhinderte. Ihre Beiträge sind und bleiben ein wertvolles Erbe der Arbeiter:innenbewegung.

Clara Zetkin, alles Gute zum Geburtstag! Wir kämpfen weiter!