100 Jahre Russische Revolution: In der Tradition der Bolschewiki kämpfen!

Die revolutionären Ereignisse des Jahres 1917 in Russland jähren sich 2017 zum einhundertsten Mal. Wir als linksjugend [’solid] nrw nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, um auf die Bedeutung der sozialistischen Oktoberrevolution in Russland aufmerksam zu machen und ihre Lehren für heute zu betonen.
In der Oktoberrevolution 1917 befreiten sich die arbeitenden Massen – die Bäuer*innen auf dem Land und die ArbeiterInnen in den Städten – von der Willkürherrschaft der Kapitalisten und Großgrundbesitzer in Russland. Vorher hatten sie schon das Joch des Zaren abgeschüttelt, dessen despotisches Regime das Land jahrhundertelang beherrscht und die Bevölkerung brutal unterjocht hatte. Die nach dem Ende der Monarchie an die Macht gekommene bürgerlich-liberale Regierung war nicht in der Lage gewesen, die Wünsche der Bevölkerung nach Brot, Land und Frieden zu erfüllen. Auch sie wurde von den revolutionären Ereignissen hinweggefegt.
Der Rote Oktober machte schließlich möglich, was bis dahin kaum jemand zu träumen gewagt hatte: Russland wurde zu einer sozialistischen Räterepublik. Die herrschende Klasse aus Adel, Großgrundbesitzern und Kapitalisten wurde entmachtet und enteignet. Die Fabriken wurden unter die Kontrolle der dort Arbeitenden gestellt, das Land unter die Bäuer*innen aufgeteilt. Alle politischen Entscheidungen wurden in demokratischen Rätestrukturen („Sowjets“) getroffen, die auf allen Ebenen der Gesellschaft wirkten. Mit Klassengesellschaft, Ausbeutung und Unterdrückung sollte endgültig Schluss gemacht werden. Ein alter General des Zaren schrieb damals empört: „Wer wird es glauben, dass ein Portier oder ein Wächter mit einem Male Gerichtsvorsitzender wird, ein Krankenwärter Lazarettvorsteher, ein Barbier Würdenträger, ein Fähnrich Oberkommandierender, ein Tagelöhner Stadthauptmann, ein Schlosser Werkleiter“.
Durch die Überwindung des Kapitalismus war die revolutionäre Sowjetregierung den bürgerlichen Staaten in vielen Fragen weit voraus. Als erstes Land weltweit entkriminalisierte Sowjetrussland die Homosexualität. Schon wenige Monate nach der Revolution wurde die religiöse Ehe abgeschafft und Frauen das Recht auf sofortige Scheidung gegeben. Traditionellen Geschlechterrollen und Familienbildern wurde bewusst entgegengewirkt, indem massenhaft öffentliche Kantinen, Wäschereien und Kindergärten errichtet wurden, die Frauen von der Last der Hausarbeit befreien sollten. Zuvor über Jahrhunderte unterdrückte nationale Minderheiten erhielten ihr Selbstbestimmungsrecht und der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft wurde gebrochen.
Möglich wurde diese welthistorische Umwälzung durch eine Organisation, die ihr revolutionär-sozialistisches Programm nicht für faule Kompromisse verriet: Die Partei der Bolschewiki. Sie hatte es durch zielstrebige politische Arbeit geschafft, das Vertrauen der russischen Bevölkerung zu gewinnen und ihre Interessen konsequent gegen die bürgerliche Klasse durchzusetzen. Ohne die politische Führung der Bolschewiki wäre die Oktoberrevolution nicht denkbar gewesen.
Diese Ereignisse liegen mittlerweile 100 Jahre zurück. Aber sie bieten bis heute reichhaltige Lehren. Wir Sozialist*innen wollen nicht einfach eine bürgerliche Regierung durch eine andere bürgerliche Regierung austauschen. Wir wollen, dass alle Macht von der einfachen Bevölkerung ausgeht. Die Parole der Bolschewiki lautete: „Alle Macht den Räten!“ In dieser Tradition stehen auch wir von linksjugend [’solid] nrw. Weil die Russische Revolution sich letztlich nicht erfolgreich in anderen Teilen der Welt ausbreiten konnte und Russland damals ein wirtschaftlich sehr rückständiges Land gewesen ist, folgte auf die revolutionäre Rätedemokratie nach wenigen Jahren die Diktatur Stalins. Trotzdem sticht die Revolution des Jahres 1917 für uns als Sozialist*innen bis heute als eines der wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte heraus. In einer Zeit, in der Armut, Kriege, Umweltzerstörung und Klimawandel als Folge kapitalistischer Produktionsverhältnisse das Leben von immer mehr Menschen weltweit unerträglich machen, bleibt uns 100 Jahre nach der Russischen Revolution nur zu sagen: Auf zu neuen Oktoberrevolutionen!